Die letzten beiden Jahre waren ja recht trügerisch, was das Bewältigen von Extremsituationen als Eltern angeht. Lange Zeit fühlte ich mich als Papa mindestens nobelpreisverdächtig, hätte denn der noble Alfred damals auch in der Kategorie “Eltern” einen seiner Preise gestiftet. Das Bewältigen von Home-Schooling und zeitgleichem Home-Office war schon sehr preisverdächtig. Dachte ich.
Seit September haben wir nun zwei Grundschulkinder. Und kein einziger Lockdown in Sicht. Gottseidank. Oder “Oh mein Gott!”, wie wir Eltern mit Entsetzen festgestellt haben. Denn waren die letzten beiden Schuljahre ein Großteil der Freizeit-Termine ausgefallen, so schlagen diese jetzt mit voller Wucht zurück. Mit Stift und Terminplaner haben meine Frau und ich Anfang des Schuljahres die Aktivitäten unserer Kinder eingetragen. Und wurden bleicher und bleicher.
Wir sind alles andere als Helikopter-Eltern. So jedenfalls unser Selbstbild. Bis wir zusammenzählten, dass unsere Jungs sage und schreibe 9 (!) Fixtermine Woche für Woche zusammenbekommen. Ja, wie gibt’s denn sowas? Ganz einfach: 2x Musikunterricht und 1x “Schule der Fantasie” gehen auch auf unsere Kappe, weil uns Kultur für unsere Kinder wichtig erschien. Die Jungs selber wollten aber noch lieber Fußballspielen. Und zwar in zwei verschiedenen Vereinen. Ergibt 2x3 Fußballtermine. Zu denen beide Kinder gefahren werden müssen. 9 Termine, 2 Eltern, die aber nur 1 Auto haben. Man merkt schon, da steckt viel Mathematik drin. Ich war zwar schlecht in Mathe, aber da war selbst mir sofort klar: Das ist vui z’vui! Welche normalen Eltern, die berufstätig sind und kein Au Pair daheim haben, können sowas schaffen? Vielleicht Eltern, die eine Oma zur Verfügung haben! So lautete jedenfalls meine letzte Hoffnung, diese Gleichung noch irgendwie lösen zu können. Auch wenn wir keine Helikopter-Eltern sind, bleibt uns also nichts anderes übrig, als ein bis zweimal die Woche die Oma einfliegen zu lassen.
Omas sollten übrigens generell einmal einen Nobelpreis erhalten. Dank ihr ist aus dem “zvui is zvui” ein “Des kriagn ma scho!” geworden. Und einen gigantischen Vorteil hat es auch noch, wenn die Kinder viele Termine haben: Zumindest für 1, 2 Stunden haben wir Eltern in der Zwischenzeit sturmfrei!