Jetzt ist es also passiert. Unser Kind kann Zweiwortsätze! Die Eltern jubeln. Der Leser runzelt die Stirn: Tja, mein Kind kann schon Dreiwortsätze: "Mama, Auto, fahren!" Jaja, schon klar. Und genau deshalb freuen wir uns jetzt so sehr, weil wir seit Wochen zuhören mussten, wie die anderen Kinder lingual einen Gipfel nach dem anderen erklommen. Und unser junger Mann blieb bei jeweils einem Wort hängen, so schön diese auch waren. "Baft!" "Eia!"
Und nun also der nächste Meilenstein:
Es ist drei Uhr am Morgen. War da ein Geräusch? Ja, da beschwert sich jemand. Wer steht auf? Ich oder sie? Wir stellen uns beide tot. Sie hält länger aus, ich springe aus dem Bett, knalle gegen die offene Tür, taste mich durch die Dunkelheit, werde von einem Nachtlicht ins Kinderzimmer gelotst.
Als sich meine Augen angepasst haben, sehe ich den kleinen Zwack erwartungsfroh im Bett stehen. Er grinst. Die letzten Tage ist er weit vor Sieben todmüde in den Schlaf gefallen. Was die Eltern erst freut, fällt früher oder später einmal auf sie zurück. Er ist hellwach, voller Tatendrang.
Ich reibe mir die Augen. "Papa!", ruft er begeistert und zeigt auf mich. Ja ja, der Papa ist da. "Papa!", ruft er noch einmal und fügt hinzu: "Papa Arbeit!"
Da ist er also, der erste Zweiwortsatz. Tatsächlich! Der Papa lächelt verschlafen. "Papa, Mama Arbeit!", darauf besteht der Kleine und auf einmal checkt der Papa, was sein Sohn will. "Nein, nein, nein", murmelt er schlaftrunken. "Es ist noch mitten in der Nacht. Ich muss noch nicht in die Arbeit."
"Papa! Mama! Arbeit!"
Der Papa überlegt, ob das vielleicht sogar als Dreiwortsatz gilt. "Es ist noch dunkel. Leg dich hin, mach die Augen zu und Schlaf weiter."
"Nein!"
Am nächsten Morgen, als der Papa aufsteht, ist er nicht mehr sicher, ob er das nicht vielleicht geträumt hat. Da wird er von einem quietschvergnügten Kind begrüßt: "Beani Arbeit?", fragt es.
Seitdem ist Arbeit das neue Lieblingswort des Kleinen. Arbeit steht für Laptop, weil der hobbyschriftstellernde Papa es "Arbeiten" nennt, wenn er in die Tastatur hämmert.
Arbeit steht für "weg sein". Immer wenn die Mama das Haus verlässt, auch letztens, als sie zum Axel Hacke, fuhr ist für den Zwerg klar: "Mama Arbeit."
Und am Morgen ist "Arbeit" das traurigste Wort der Welt, wenn Mama und Papa tatsächlich fort müssen und erst am Nachmittag wieder kommen.
Wir warten gespannt auf "Mama, Papa, Arbeit, Nein!"
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