Der Nachtschreck, lateinisch Pavor Nocturnus, besucht uns bereits seit vielen Monaten. Seitdem unser Kleinster auch noch zahnt, hat das Wort "Nachtschreck" eine noch erschreckendere Bedeutung gewonnen. Aber zunächst sei einmal erklärt, was ein Nachtschreck medizinisch gesehen, eigentlich ist:
Der Nachtschreck kann während der ersten REM Schlafphase eines Kindes auftreten und ist mit dem Schlafwandeln verwandt.
Man erkennt, dass ein Kind den Nachtschreck hat, wenn es wach im Bett liegt oder sitzt, meist weint und erkennbar große Angst hat. Gleichzeitig ist das Kind nicht ansprechbar. Es schläft, wenn auch kaum merklich.
Da ich selber als Kind ein ausgiebiger Schlafwandler war, vor dem man die Balkontüren abschließen musste, um halsbrecherische Spaziergänge zu vermeiden, war es keine große Überraschung, als sich unser Großer als Nachtschreck herausstellte. Zunächst wussten wir aber nicht, wie man mit einem ängstlich weinenden Kind, das sich um nichts in der Welt trösten lässt, umzugehen hat. Erst, seit wir vom "Pavor Nocturnus" gelesen haben, wissen wir, dass es das Beste ist, einfach für das Kind da zu sein und abzuwarten und das gruselige Schauspiel aushalten. Nach nicht länger als einer Viertelstunde ist der Spuk meist vorbei, das Kind kuschelt sich friedlich unter die Bettdecke und schlummert weiter, als sei nichts geschehen. Hört sich unheimlich an? Ist es auch. Deshalb gleich ein Tipp an alle Eltern, die ebenfalls einen Nachtschreck zu Hause haben: Man sollte Abends lieber keine Horrorfilme wie "Paranormal Activity" anschauen, denn ansonsten könnte es passieren, dass Nachts schließlich die Eltern ängstlich bibbernd mit weit aufgerissenen Augen auf dem Bett sitzen, weil sie sich vor den paranormalen Vorgängen im Kinderzimmer fürchten.
Noch mehr fürchten wir Eltern uns aber vor dem zweiten Kind, das derzeit zahnt. Ich habe bereits angedeutet, dass unser Jüngster eine, sagen wir mal so, relativ laute Stimme hat. Diese Stimme gepaart mit den ersten Zähnen und Schmerzschreien in der Nacht, haben dazu geführt, dass das Wort "Nachtschreck" für uns eine völlig neue Bedeutung gewonnen hat. Denn wieder sitzen wir, vor Angst zitternd, im Bett und beten: Bitte, bitte, bitte, lass das Kind heute Nacht nicht aufwachen. Wir wollen endlich wieder schlafen! Wir wollen endlich wieder morgens alleine im Bett aufwachen!
Aber es hilft nichts. Gegen zwei Uhr beginnt der kleine Löwe zu brüllen. Mama und Papa versuchen abwechselnd, das Kind mit Globuli und Zahngel zu beruhigen. Aber alle zehn Minuten dasselbe Spiel: Kaum ist der Elternteil beim Kinderzimmer hinaus, beginnt das Brüllen von vorne. Gegen Halb Vier holen die Eltern hoffnungslos entnervt den Kleinen zu sich ins Schlafzimmer. Endlich herrscht Ruhe, denken sie noch. Da hören sie aus dem Kinderzimmer das nächste Wimmern. Der kleine Nachtschreck sitzt aufrecht im Bett und weint.
Am nächsten Morgen erwachen sie wieder zu Viert...
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