Vor einigen Monaten fragte mich meine Frau, ob ich bei einem Sport-Event zuschauen möchte, bei dem Hunderte Frauen durch Schlamm tauchen und über Hindernisse hüpfen müssen. Natürlich sagte ich begeistert zu. Dann fragte sie mich, ob es mir etwas ausmachte, wenn sie mitläuft. Ich nickte. Wenn auch deutlich skeptischer. Als sie lächelnd grinste und sich bedankte, dass ich folgerichtig auf die Kinder aufpassen würde, war klar – sie hatte mich überlistet.
Aber für einen guten Zweck! Der Muddy Angel Run ist ein Frauenlauf, ein Gemeinschafts-Event bei dem aber auch ein kleiner Teil des Startgeldes für einen guten Zweck gespendet wird. Die kleine Truppe, in der meine Frau startete, hatte einen speziellen Grund, warum sie dieses Jahr beim Muddy Angel startete. Aufgrund des Engagement des Muddy Angel Runs in Sachen Brustkrebs trommelte unsere Freundin Nina einige ihrer Mädels zusammen, um im #teamedith zusammen für ihre Mama Edith zu laufen. Ein Spaßlauf also mit ernstem Hintergrund.
Auch wir Männer wollten unsere Frauen so gut es geht unterstützen. Ein wenig Angst bekamen wir allerdings dann doch, als wir das Event-Gelände an der olympischen Ruderstrecke in Oberschleißheim betraten. Hunderte Frauen in bunten, meist pinken Sport-Kostümchen. Und wir Männer samt unserer Jungs waren die einzigen männlichen Wesen soweit das Auge reichte.
Hinzu kam, dass im Vorfeld – besonders in unserem Hause – die Nerven blank lagen. Grund waren die Angst der Mama vor der Herausforderung und die Erschöpfung des Papa, der sich überreden ließ, alle Trainings-Events mitzumachen. Dazu gehörten abendliches Hit-Trainings, der misslungene Versuch, eine Klimmzug-Stange im Garten aufzubauen und eine ungewöhnliche Art den Hochzeitstag zu feiern: Dienstagabend, der Babysitter übernimmt die Kinder. Das glückliche Paar freut sich auf die ersten zweisamen Stunden seit Wochen, steigt ins Auto und fährt bei strömenden Regen… zum Lauftraining der Wirtschaftsförderung unter Laufprofi Benedikt Huber. Und ja, es war einer der schönsten Hochzeitstage seit langem.
So oder so steckten wir Männer die Köpfe zusammen und waren uns einig, dass wir die besten Papas der Welt sind und nur unsere Frauen das nicht erkennen wollen. Nur wenig später begriffen wir, dass das tatsächlich stimmte. Denn wir blieben unter uns. Wir gehörten zu der Handvoll Männer die dieser Frauenpower-Veranstaltung beiwohnten. Sichtlich stolz auf uns schlenderten wir schließlich zum Getränke-Stand und bestellten Bier. In letzter Sekunde checkten wir, dass es überwiegend alkoholfreies Bier gab und bestellten gerade noch rechtzeitig um.
Gleichzeitig machten sich unsere Frauen startklar. Die Teilnehmerinnen wurden in einer emotionalen Ansprache noch einmal daran erinnert, warum sie mitliefen und kurz floss so manche Träne. Dann ging es los. In mehreren Startgruppen begannen die Frauen und Mädchen die Strecke entlang zu laufen. Es folgten Kletterhindernisse, Wasserbecken in denen zu tauchen war. Und natürlich die berühmten Schlammbecken, die den Lauf den Namen gaben.
wir Papas standen, uns an letzten testosterongesteuerten Klischees festklammernd, mit unseren Bierbechern am Streckenrand und bewerteten die sportlichen Leistungen der kletternden Frauen. Bis wir erfuhren, dass es wirklich nur ums Mitmachen ging und nicht einmal die Zeit gestoppt wurde. What the f…?
Als unsere Frauen nach halber Strecke am Hindernis, an dem wir warteten, einliefen, war der Jubel beim kleinen und großen Anhang natürlich groß und der klitschnassen Mama machte es großen Spaß alle ihre Männer zu umarmen. Auch der überraschte Loni klatschte mit einer wildfremden Läuferin ab und blickte danach entsetzt auf seine Hand: Sie war voller Schlamm.
Beim Zieleinlauf spielten sich grandiose Szenen ab. In einem letzten Hindernis mussten die Mädchen in einem Becken eine sich drehende Walze überqueren. Dies funktionierte aber nur in Teamarbeit und stellte Einzelkämpfer vor eine schwierige Aufgabe. Unsere Mädels schafften es mit Bravour und sie liefen unter unserem großem Jubel gemeinsam ins Ziel.
Am schönsten waren für uns aber die glücklichen Gesichter. Ich habe noch nie so viele glückliche Frauen gleichzeitig gesehen. Ob es an der überwiegenden Abwesenheit der Männer lag, sei mal dahingestellt.
Während unsere Frauen Prosecco trinkend jubelten, dass der Lauf das geilste war, das sie jemals gemacht hatten, grübelte ich, an was mich das ganze Event erinnerte. Und dann fiel es mir ein: Es wirkte wie ein gigantischer Junggesellinnenabschied. Oder das weibliche Äquivalent zum Vatertag: Tausende teils kostümierte Frauen feiern die Weiblichkeit und sich selbst. Und auch den Kindern hats gefallen. Bastian behauptete sogar, „Das war der schönste Tag in meinem ganzen Leben!“
Und was war das schlimmste am ganzen Lauf? Fragte ich danach meine Frau.
Klare Antwort: "Das Duschen!" Es kam nämlich nur kaltes Wasser aus einem Spritzschlauch...
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