Das Festival im Grünen in Kirchanschöring ist nicht nur wegen der genialen Bands Jahr für Jahr ein Highlight, sondern auch wegen seiner Familienfreundlichkeit. Als wir vor fast fünfzehn Jahren ein erstes Mal auf diesem schon damals wunderbar untypischen Festival feierten, wagten wir noch nicht mal im Traum daran zu denken, dass wir eines Tages eine der Familien sein würden, die sich in der Wiese sitzend die Musik anhörten. Diesmal war es soweit.
Und nicht nur das. Organisator Günter Wimmer war noch ein kleiner Coup gelungen von dem auch ich ein wenig profitierte. Er setzte mit seinem Im Grünen-Team eine auf den ersten Blick schräge Idee um und veranstaltete auf dem Festival zeitgleich eine Job-Meile. Noch schräger beziehungsweise cooler war aber, dass auch die Arbeitsagentur das versteckte Potential dieser so ganz und gar hippen Berufsmesse erkannt hatte und in seinem Stand Berufsinformationszentrum und Berufsberatung präsentierte. Auch meine Kinder gehörten nachmittags zu den überraschend vielen jungen Menschen und Familien, die über die Jobmeile des Im Grünen Festivals flanierten. Sie fetzten begeistert zwischen den Ständen vom Rosenberger (wo man Lego bauen konnte) und der Raiffeisenbank (hier gab es Sonnenbrillen und aufblasbare Gitarren) hin und her und kamen nach dem Besuch am Wacker-Stand von oben bis unten mit Tattoos zugeklebt wieder zurück.
Am meisten Spaß hatten sie aber natürlich am Stand der Berufsberatung. Lautstark machten sie Werbung für die BiZ-Regenponchos und wiesen auf die coolen Blinklichter der Arbeitsagentur hin. Als gegen Ende des Messetages die ersten Stände bereits abbauten, sorgten die beiden Nachwuchs-Marketingtalente unermüdlich dafür, dass am Stand der Berufsberatung noch einmal mächtig Werbematerial verteilt wurde. Unsere Standnachbarn vom Kreiller und dem Bildungscampus Burghausen hatten jede Menge zu schmunzeln. Ob Bastian nicht doch Berufsberater werden wollte, wurde er mehrfach gefragt. „Nein, Polizist!“, war die klare Antwort. „Oder vielleicht doch THW?“
Das Festival im Grünen ist natürlich keine Bildungsmesse, sondern in erster Linie ein Musikfestival mit sozialem Hintergrund. Entstanden aus einem Projekt der Jugendlichen von Jugendpfleger Günter Wimmer hat es sich in den letzten fünfzehn Jahren zum festen Bestandteil der Dorfkultur entwickelt. 137 Jugendliche halfen dieses Jahr mit. Von der Organisation über den Aufbau und den Verkauf werden fast alle Aufgaben von den Jugendlichen des Dorfes übernommen. Ein einzigartiges Projekt.
Wie familienfreundlich das Festival ist, davon konnten sich meine Kinder überzeugen. Sie bekamen alle ihr eigenes Festival-Bändchen, obwohl sie als Kinder freien Eintritt hatten. Überall auf dem Gelände sind gemütliche Sofas aufgestellt. Es gibt einen alternativen Biergarten, einen Badebereich im durch das Gelände fließenden Bach. Oder man kann auch einfach in der Wiese sitzend Pommes essen, wie es meine Kinder mit Begeisterung zelebrierten. Nebenbei lauscht man den Bands oder beobachtet die lustig-verrückten Menschen.
Eine kleine Begebenheit hat mir auch noch einmal gezeigt, warum das Festival so einzigartig ist. Einige Eltern standen mit ihren Kindern auf der Achenbrücke und lauschten der Musik. Als Festivalorganisator Günter Wimmer die sehnsüchtig dreinblickenden Kids entdeckte, lud er sie ein, doch eine Runde auf das Festival zu gehen. Doch die wollten lieber wissen, wann sie denn endlich beim Im Grünen-Team mithelfen durften. „Leider erst ab 12“. Aber augenzwinkernd erklärte er den Kindern, wie sie nächstes Jahr auf die eine oder andere Weise doch beim Festival mitarbeiten konnten. Die strahlenden Gesichter erzählten einiges über den Stellenwert dieses wundervollen Festivals. Auch meine Kinder fuhren todmüde und überglücklich nach Hause. Witzigerweise seufzte Bastian, als er gefragt wurde, was am Festival am schönsten war: „Das Mithelfen beim Arbeitsamts-Stand“…
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jJQaBOcg (Dienstag, 27 September 2022 04:11)
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