Der Märchenpark in Ruhpolding - heute heißt er ja offiziell Freizeitpark - ist bis heute ein Highlight für Kinder. Und für Erwachsene natürlich auch. Warum es bei uns ganze sechs Jahre gedauert hat, bis wir samt Kind und Kegel und Oma und Opa nach Ruhpolding gefahren sind, ist mir ein Rätsel. Denn ein Riesenerlebnis und eine große Gaudi ist der Park, in dem schon ich meine halbe Kindheit verbracht habe, bis heute geblieben.
Mein "letztes Mal" im Märchenpark ist schon ganze 18 Jahre her. Richtig, wer gut rechnen kann wird sich nun fragen, was ich mit 21 im Märchenpark zu suchen hatte. Aber schon damals war der Park gerade dabei, sich vom reinen Märchenpark in einen Familien-Erlebnispark auch für große Kinder, wie ich damals eines war, zu wandeln.
Unfassbar, wie viel sich seitdem verändert hat und wie viele neue Attraktionen es inzwischen gibt.
Als ich selbst noch ein Sechsjähriger war, stand ich stundenlang nur vor dem feuerspuckenden Drachen. Bastian hatte für die damalige Hauptattraktion nur ein müdes Schulterzucken übrig. Mir war es egal. Ich war sofort wieder fünf Jahre alt und hab den Knopf so oft gedrückt, bis der Drache eine schwarze Schnauze hatte.
Nostalgiefreunde seien übrigens beruhigt: Es ist noch alles da! Der ins Wasser platschende Delfin, die wippenden Bären, das Knusperhäuschen, an dessen Tor man rütteln kann, der Papa kann zu einer "waxen" Blondine zum Fenstern raufkraxeln (sie hat allerdings jede Menge neuer Sprüche parat!) und natürlich können sich die Kinder noch immer in der Ruhpoldinger Bärenhöhle gruseln! Genau wie damals ich selber, war auch Leonard die dunkle Höhle und der unheimliche Bär nicht ganz geheuer. Nur Bastian meinte gelangweilt: "Das ist ja gar kein echter Bär. Das ist ja ein Kuschelbär!"
So vertraut der alte Teil des Märchenparks noch ist - die obere Hälfte des neuen Freizeitparks hat mit steifen, mechanisch gesteuerten Daumenlutschern und bösen Wölfen nichts mehr gemein. Dort beginnt ein kleiner aber feiner Vergnügungspark, der für den wirklich günstigen Eintritt jede Menge zu bieten hat:
Wer bereits von der Siegfried-Drachenbahn begeistert war, der wird im neuen Bereich vor Staunen den Mund nicht mehr zu bekommen: Die großen Rutschen kannte ich bereits. Neu ist aber unter anderem eine riesige Wasserrutsche auf vier Bahnen: Da es den ganzen Vormittag schon regnete, hatten wir keine Angst, nass zu werden. Trotzdem kam mir eine Wasserrutsche zunächst etwas seltsam vor. Des Rätsels Lösung: Man rutscht auf kleinen Booten das Wasser hinunter und kommt unten meist trocken an.
Ob die recht steile Rutsche auch für Kinder geeignet ist? Wir Rabeneltern schnappten unsere zwei Kleinen und positionierten uns todesmutig über dem Abgrund. Die lautstarken Proteste der jetzt gar nicht mehr so mutigen Jungs halfen nichts: Im nächsten Moment sausten wir hinunter, sprangen bei jedem Knick durch die Luft und die Kleinen hatten gar keine Zeit, sich zu beschweren, so schnell waren wir wieder unten. Der Protest kam erst dort: "Zu schnell! Viel zu schnell!", schimpften sie. Wir zufriedenen Eltern strahlten übers ganze Gesicht. "Das war super! Wir fahren gleich nochmal. Kommt ihr mit?" "Neeeeein!" waren sich die beiden ausnahmsweise einmal einig.
Was wir unseren Jungs tatsächlich ersparten war die Fahrt mit dem "Gipfelstürmer", einer kleinen Achterbahn. Wir hingegen freuten uns wie ein Schnitzel, dass die Fahrt mit dem Gipfelstürmer kostenlos ist. Erst als wir drinnen saßen und wir rückwärts in luftige Höhen hinaufgefahren wurden, ahnten wir, dass das vielleicht doch keine so gute Idee war. Denn die Achterbahn saust dann tatsächlich recht steil hinunter, wirbelt nach oben und unten und auch wenn es kein "Blue Fire" ist, so hat man doch für einige Minuten einen nicht unerheblichen Nervenkitzel. Und auch wenn wir uns bemühten, vor den Kindern cool zu wirken, so haben wir uns doch spätestens, als der Gipfelstürmer dieselbe Strecke rückwärts wieder runter fuhr, bei jeder Kurve die Lunge aus dem Leib geschrien.
Ein besonderer Scherzbold hat übrigens in Schusslinie des Gipfelstürmers ein Wassergewehr aufgestellt. Für nur 50 Cent kann man die vorbeifahrenden Achterbahnfahrer mit etwas Zielwasser nass spritzen. Das wiederum hat nun unseren Kleinen wieder narrisch Spaß gemacht.
Zum Schluss gibt es noch jede Menge Drachenschaukeln, einen Niedrig-Klettergarten, jede Menge Sandkästen und Spielgeräte und mit etwas Glück kann man aus der Ferne bereits die Dinosaurier röhren hören. Die gibt es hier nämlich auch: Einen Tyrannosaurus, einen Stegosaurus und einen Triceratops mit Nachwuchs. Und ich kann Euch sagen, ich hab mich genau so erschrocken wie meine Kinder, als sich der Stegosaurus auf einmal bewegte und mir direkt in die Augen schaute...
Am Schluss nutzten wir noch die Einkehr im Märchenpark-Restaurant - glücklicherweise hatten wir Oma und Opa als Sponsor dabei.
Einen Nachteil hat der Märchenpark allerdings schon: Seitdem wir nun also ein erstes Mal dort gewesen sind, fragen die Kinder nun jeden Tag, wann wir wieder zum Märchenpark Ruhpolding fahren...
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