Mit den Kindern über die Zwieselalm auf den Zwiesel

Die Zwieselalm oberhalb von Bad Reichenhall
Die Zwieselalm oberhalb von Bad Reichenhall

Eine schöne, gemütliche Wanderung mit Kindern auf die Zwieselalm. Das war unsere Idee an einem heißen Augusttag. Die Wanderung sei auch für Kinder geeignet und der Weg führte überwiegend durch schattigen Wald. Und dann sind wir gleich ab dem Wanderparkplatz Jochberg falsch abgebogen. Am Ende standen wir in der heißen Mittagssonne sogar auf dem Gipfel des Zwiesel. Wie uns das wohl wieder gelungen ist…!?

Gleich hier sind wir - vermutlich - falsch abgebogen...
Gleich hier sind wir - vermutlich - falsch abgebogen...

Allen Zwieselalm-Wanderer sei gleich zu Beginn der Tipp gegeben: Informiert euch bereits im Vorfeld über die Route. Die Beschilderungen sind nur so mittelprächtig. Wenn ihr den beschilderten Weg folgt, ist die Alm auch mit Kindern innehalb von eineinhalb Stunden gut zu schaffen.

 

Wir haben gleich ab Parkplatz den schmalen Steig nach oben genommen und sind nach einigen Minuten an einer Forststraße gelandet, die definitiv nicht Richtung Zwieselalm ging. Sondern Richtung Kohleralm. Die Kinder waren begeistert: „Cola-Am? Da wollen wir hin!“ Da klar war, dass wir mit den Kindern nicht auf die Cola-Alm, höchstens auf die Spezi-Alm gehen würden, fragten wir einen Bergfex mit Kraxn nach dem richtigen Weg. Er führte uns noch einmal knapp zehn Minuten talwärts und zeigte uns einen Jägersteig steil bergauf. „Der führt direkt unterhalb von der Zwieselalm“.

Wenn man nicht mehr weiter weiß, geht man einfach direkt rauf Richtung Gipfel
Wenn man nicht mehr weiter weiß, geht man einfach direkt rauf Richtung Gipfel

Und wir begannen zu kraxeln. Innerhalb kurzer Zeit kletterten die 100er Höhenmeter nur so nach oben. Und ob des steilen Anstiegs waren auch wir Eltern bald ziemlich aus der Puste. Vor allem aber, weil unser Kleinster pausenlos lamentierte, dass er keinen Bock auf Bergsteigen hätte, dass Bergsteigen öde sei, dass ihn eine Ameise angebieselt hätte und er Angst vor einer Nacktschnecke hätte. Nach einer guten Stunde des Wanderns machten wir mitten auf dem steilen Weg eine Rast und verputzten überhungrig die gesamte üppige Brotzeit, die wir dabei gehabt hätten.

 

Frisch gestärkt wanderten wir weiter. Und tatsächlich, nach weiteren zwanzig Minuten kam eine Hütte in Sicht, die sich zum Glück tatsächlich als die Zwieselalm herausstellte. 

Die Zwieselalm
Die Zwieselalm

Auf der Zwieselalm hat man eine wunderschöne Aussicht auf Bad Reichenhall, Untersberg und die Schlafende Hexe. Das dortige Herzog Wilhelm-Haus und die Liegewiese scheinen noch zum Reichenhaller Kurbetrieb dazu zu gehören. Wir holten uns erst einmal unsere verdiente zweite Brotzeit. Und waren etwas irritiert über die Preise. Die waren von allen Almen, die wir bisher besucht hatten, die bisher hochpreisigsten. Für unsere 2 Kuchen, Wasser und Spezi hätten wir in München auch nicht mehr bezahlt.  Eine Trinkwasserquelle für Wanderer gibt es hier oben leider nicht. Da wir unsere Wasservorräte bei den heißen Temperaturen schon aufgebraucht hatten, wurde das Auffüllen der Trinkflaschen nicht gerade billig. Einen Spezi haben die Kinder dann trotzdem gekriegt, weil sie so tapfer durchgehalten hatten.

Mit dem Zuckerwasser kam die Energie zurück. Mit einem Mal war die ganze Familie motiviert, auch den Zwiesel zu erklimmen. Der ist von der Alm aus nämlich nur noch eine Stunde entfernt.

Mit neuem Elan wanderten wir Richtung Zwiesel Gipfel. War uns auf dem letzten Steilstück keine einzige Menschenseele untergekommen, war auf dem Weg zum Zwiesel hinauf dann doch ein wenig los. Aber alle Wanderer waren gut gelaunt und auch unsere Kinder hatten nun endgültig wieder Spaß am Berggehen.

 

Je höher wir gelangten, desto kleiner wurden die Kiefern und desto seltener der Schatten. In der prallen Mittagssonne erreichten wir schließlich das Gipfelkreuz und mein Pulsmesser schlug bedrohlich aus. Deshalb ein Bergsteiger-Insidertipp von mir: Im August mittags auf einen Berggipfel gehen – absolut schlechte Idee. Das machen nur Preissn und… halt Leute wie wir.

Auf 1700 Meter Höhe genossen wir das Gipfel-Erlebnis und die Rundum-Aussicht auf die Chiemgauer Alpen, Salzburg und den Hochstaufen.

 

Völlig narrische Bergfexe werden nun noch schnell die Überquerung zum Hochstaufen machen, oder mindestens zum Gamskogel rüber wandern. Wir hatten unsere eigenen Erwartungen längst übertroffen und wollten nun nur noch nach unten.

Das Gipfel-Panorama am Zwiesel
Das Gipfel-Panorama am Zwiesel

Der Abstieg vom Zwiesel ist recht herausfordernd, Trittsicherheit, gutes Schuhwerk und stramme Wadeln sollten vorhanden sein. Unsere Jungs sind wie Gamsn heruntergehüpft, während wir Eltern uns immer wieder anschauten und fragten, was wir hier eigentlich machen.

Ab der Zwieselalm haben wir diesmal den offiziell ausgeschriebenen Weg nach unten gewählt. Und waren wieder erstaunt, dass hier nach einer Weile die Zeitangabe zum Jochberg-Parkplatz mit „2 Stunden“ beziffert wurde. Längst brannten uns die Oberschenkel und wir waren von den nicht stoppen wollenden Erzählungen über „Hui Buh“ des Kleinsten schon derart erschöpft, dass wir uns keinen zweistündigen Marsch mehr vorstellen konnten. Zudem war das Gelände weiterhin relativ steil und felsig.

Andere Wanderer beruhigten uns, dass wir es schon innerhalb einer Stunde schaffen würden. Und so war es dann auch. Allerdings wieder nur mit Glück, da wir zufällig den Papa eines Kindergartenfreundes vom Kleinsten trafen, der uns immer wieder die richtige Abzweigung zeigte. Ansonsten wären wir wahrscheinlich irgendwann wieder auf der Kohleralm gelandet und hätten dort Spezi getrunken.

 

So war es ein grandioses Berg-Erlebnis. Wir waren nach vier Stunden Wanderns fix und fertig, aber glücklich und stolz, auch diesen Berg nun mit den Kindern bezwungen zu haben.

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Kommentare: 1
  • #1

    Roland (Mittwoch, 18 August 2021 09:32)

    Durch einen netten Ratsch im Abstieg ist die Zeit wie im Flug vergangen. So war es mir auch möglich zu erfahren, was im vergangenen Jahr im Kindergarten passiert ist �
    Motiviert von euren tapferen Jungs haben Damian und ich gestern den Blaueisgletscher in Angriff genommen und nach gut 10h erfolgreich mit schmerzenden Füßen absolviert.
    Ich wünsch euch für die nächsten Touren viel Erfolg und vielleicht trifft man sich in unseren schönen Bergen irgendwann erneut.